DI Christoph Stadlhuber | Frühjahr 2016
"Wien ist und bleibt unser Heimmarkt."
Die SIGNA Unternehmensgruppe besitzt und managt ein umfassendes Bestandsportfolio an außergewöhnlichen Immobilien im Wert von mehr als 6 Milliarden Euro und einem Umsatzvolumen ihrer Retailbeteiligungen von mehr als 3 Milliarden Euro. Als CEO der SIGNA Prime Selection AG konzentriert sich DI Christoph Stadlhuber auf die Investition und das langfristige Halten von Immobilien in besten Innenstadtlagen Europas.
DR. EUGEN OTTO: Was hat die Signa mit Zinshäusern zu tun? Welche Rolle spielen Zinshäuser in den diversen Portfolios der Signa?
DI CHRISTOPH STADLHUBER: Wir haben schon vor über zehn Jahren sehr erfolgreich in Zinshäuser investiert – angefangen in Berlin und später in Dresden. Für beide Städte konnten wir Fonds platzieren und erfolgreich verkaufen.
Die Signa war maßgeblich am Boom des Wiener Zinshausmarktes beteiligt. Das Goldene Quartier ist eines der Resultate. Wie sieht die Signa die nähere, preisliche Zukunft des Wiener Zinshausmarktes? Werden die Einkaufspreise in den nächsten fünf Jahren steigen oder fallen?
Nichts ist schwerer vorherzusehen als die Zukunft. Aber Spaß beiseite. Ich glaube durch die nach wie vor große Nachfrage, aber auch durch die Zinslandschaft im Moment werden die Einkaufspreise bis auf weiteres weiter steigen. Ob das in fünf Jahren auch noch so sein wird, wage ich nicht vorherzusehen – aber zumindest für die nächsten zwei Jahre traue ich mir diese Prognose abzugeben.
Die Zinshauspreise hängen direkt mit den Verkaufs-preisen für Eigentumswohnungen zusammen. Bei Wohnungen hat es zuletzt die größten Sprünge gegeben. Im Goldenen Quartier stiegen die Preise bis 30.000 Euro pro Quadratmeter. Wenn es eine Immobilienblase geben sollte, dann doch am ehesten in diesem High-End-Segment. Platzt die Blase bei Luxus-Eigentumswohnungen?
Wohl kaum – Wien ist und bleibt ein stabiler Markt. Die Stadt kann in puncto Lebensqualität, Attraktivität, Sicherheit, Kultur und bei vielen weiteren Attributen punkten. Wien ist deshalb eine Stadt, in der die Menschen gerne arbeiten und leben – auch jene, die sich Objekte in dieser Preisklasse leisten können und wollen. Wien ist zudem eine stark wachsende Stadt – sowohl national als auch international. Die Nachfrage ist somit nachhaltig und abgesichert.
Was haben Sie am Wiener Zinshausmarkt noch vor?
Viel! Wien ist und bleibt unser Heimmarkt.
Wo sehen Sie in Wien die spannendsten Lagen?
Wie lange wird das Areal um den Hauptbahnhof brauchen, bis es sich als ernstzunehmende Lage etabliert hat? In Wien dauert so etwas bekanntlich immer etwas länger. Der Hauptbahnhof als einer der wichtigsten transeuropäischen Eisenbahnknoten ist ja schon in Vollbetrieb. Die Erste Bank ist umgezogen und rundherum tut sich viel, wir bauen zudem bereits vor Ort. Natürlich wird es noch ein paar Jahre dauern, bis sich alles etabliert hat – da wird es dort ebenso wenige Ausnahmen geben wie bei anderen Projekten in Wien. Aber ich bin total zuversichtlich, dass der ganze Bereich rund um den Hauptbahnhof ein neues Zentrum werden wird. Erinnern wir uns in fünf Jahren an diese Prognose – ich glaube, wir werden staunen, was sich dort dann alles schon getan hat.
Ganz Wien strebt zum Wasser oder, im 250-Jahr-Jubiläum, zumindest in Richtung Prater. Die SIGNA konzentriert sich mehr aufs Belvedere. Mögen Sie kein Wasser?
Wenn ohnehin schon ganz Wien ans Wasser will, was sollen wir dann noch dort … (lacht)? Wir sind mit unseren Projekten am Hauptbahnhof sehr zufrieden.
Aus Sicht eines international agierenden Konzerns wie der SIGNA: Wofür steht Wien? Was soll Wien im Wettkampf der Immobilienstandorte am stärksten betonen, wo soll sich Wien verbessern?
Ich habe vorhin schon ein paar Punkte aufgezählt, die absolut für die Stadt sprechen wie z. B. Sicherheit, Mobilität, Kulinarik, Kultur und damit meine ich ausdrücklich nicht nur die Hochkultur, sondern die vielen kleinen, ambitionierten Projekte, die im wahrsten Sinne aus dem Boden sprießen. Was ich gerne noch mehr sehen würde – und wir als Signa leisten sicherlich unseren Beitrag – sind weitere Landmarkprojekte und Landmarkarchitektur in der Stadt, die dann auch offen und neugierig angenommen werden. Die Architektur – sowohl die historische als auch die der Gegenwart – zeichnet Wien ganz besonders aus. Mehr Mut und weniger Raunzen!
Was sind die nächsten großen Projekte der SIGNA? In Österreich oder auch anderswo.
In Wien verwirklichen wir im Moment drei große Projekte mit dem „Austria Campus“ und den beiden Projekten am Hauptbahnhof „Parkhotel/Parkappartements am Belvedere“ sowie „The Icon“: Alles in allem mit einem Investitionsvolumen von mehr als einer Milliarde Euro. Derzeit sind wir auch sehr stark in Deutschland aktiv. Wir wollen im Zentrum Münchens ein Projekt umsetzen, das im Objekt „Alte Akademie“ Handel, Büros, Gastronomie und Wohnungen vorsieht. Für Berlin planen wir gerade mitten am Ku´damm, unweit des KaDeWe, ein großes innerstädtisches Einkaufszentrum und in Bozen wollen wir ebenso ein innerstädtisches Projekt mit Handel, einem Hotel, Wohnungen, Dienstleistungsflächen und Büros um- setzen. Im Großen und Ganzen haben wir in den nächsten Jahren einiges zu tun.
Zur Person
DI Christoph Stadlhuber ist seit 2011 CEO der SIGNA Prime Selection AG. Als Geschäftsführer der Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H. von 2003 bis 2011 tätig, verfügt er über langjährige entscheidende Immobilienerfahrung. Zuvor leitete er das Büro des österreichischen Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit. Seit 2013 ist er Sprecher des SIGNA Executive Board.